Spielen
Ein Blog Artikel über versteckte Leidenschaften
Gut, wie versprochen hier meine zweite Leidenschaft: Das Spielen!
Ich bin ja auch Musiker. Musik zu spielen ist quasi mein Beruf. Außerdem bin ich um genau zu sein Opernsänger. Also spiele ich in Opern eine Rolle. Spielen ist gewissermaßen neben dem Schreiben meine Profession.
Was ist aber spielen eigentlich? Ich denke das Spiel ist eine Möglichkeit mit Geschichten zu interagieren. Auf der Theaterbühne verkörpert man die Figuren. Schaut nicht nur zu sondern ist mittendrin in der Geschichte. Beim Spielen von Video- oder Brettspielen ist das ganz genau so. Kern der Erfahrung ist doch immer eine Geschichte die erzählt wird.
Als kleiner Junge war ich vernarrt in interaktive Geschichten. Ich liebte Abenteuerspielbücher, alle Arten von Brett- und Computerspielen und Rätselbücher!
Erinnern sie sich noch an die Bücher über Kommissar Kugelblitz? Ich war wirklich begeistert von diesen Bänden und bat meine Eltern zu jeder Gelegenheit um mehr dieser witzigen Kriminalgeschichten.
Das Tollste an ihnen war natürlich die magische Leselupe! Für mich als kleiner Junge eine absolut geniale Erfindung. Zauberei eben. Ich verstand schon wie das funktionierte, aber es war trotzdem eine großartige Genugtuung die eigenen Vermutungen vom Antworttext unter der roten Linse bestätigt zu finden.
Sie sehen bestimmt die Parallelen … Ich wollte gerne in den Träumerbriefen etwas vom 90er Jahre Retro-Stil dieser magischen Leselupe wieder auferstehen lassen. Es ist eben etwas Schönes nicht nur einen Barcode zu scannen und digitale Inhalte auf dem Smartphone angezeigt zu bekommen, sondern vor den eigenen Augen die physische Verwandlung eines roten Textblocks in lesbare Schrift zu beobachten.
Nur gehen wir in den Träumerbriefen noch weiter. Das Kind muss nicht nur den verschlüsselten Brief mit Hilfe der magischen Lupe entschlüsseln, sondern es soll den Zauberspruch, der sich hinter der Codierung versteckt, aufsagen, um den Helden die Flucht aus dem Eisschloss der schniefnasigen Langweilprinzessin zu ermöglichen. Das ist schon was anderes als nur Raten und seine Vermutung bestätigt zu finden.
Es ist mehr wie Theaterspielen. Natürlich wird im sechsten Brief das Schloss auch schmelzen, wenn die Kinder den Zauber nicht aufgesagt haben. Aber wie oft haben sie im Theater schon der schmalzigen Abschiedsarie des sterbenden Tenors gelauscht und das eine oder andere Tränchen weggedrückt, obwohl sie wussten, dass ein Dolch in der Brust zu keiner zwölfminütigen Lamentation in den höchsten Tönen führt.
Ich glaube Menschen wollen, dass Geschichten wahr werden. Und Kinder noch viel mehr als die meisten Erwachsenen. Die Fähigkeit zu träumen und segmentierte Eindrücke zu großen bunten Kunstwerken zusammenzufügen ist die erstaunlichste Fähigkeit ganz junger Menschen.
Eine Welt in der diese Fähigkeit nicht kultiviert wird ist grau und langweilig. So wie die „Erwachsenenwelt“ von der Balthasar im sechseinhalbsten Brief schreibt. Den bekommen die Kinder ja auch nur wenn sie „mitspielen“, also Träumer schreiben, oder ein Bild schicken.
Was haben ihre Kinder von diesen Mitspielelementen gehalten? Möchten sie in den nächsten Briefzyklen mehr davon sehen? Sollen wir die Grenzen zwischen analoger und digitaler Kommunikation weiterhin so aufrecht erhalten? Ich freue mich auf ihre Kommentare an !